Es gibt sie in Los Angeles, in London, in Berlin – und seit den Pfingstferien auch einen in Calw: Einen sogenannten „Selfie-Point“ – also Straßenkunst, die den perfekten Hintergrund für ein Selbstportrait bietet. Zwar ist die Unterführung im Bereich des Brühlspielplatzes noch kein internationaler Touristenmagnet, aber was die elf Jugendlichen aus Calw und Umgebung gemeinsam mit dem Streetart-Künstler Nathan Grant Kitch geschaffen haben, braucht sich hinter der Straßenkunst der Metropolen nicht zu verstecken. Thematisch passend zur Nähe des Spielplatzes entstand der schwungvolle Schriftzug „Let´s play – Welcome to the Jungle“, eingebettet in eine leuchtende Tier- und Dschungel-Landschaft, die den zuvor grauen, monotonen Beton in warmen Farben erstrahlen lässt. Zentrum des „Murals“ – wie die großen Wandgemälde genannt werden – ist ein Elefant, dessen Ohren ihn wie zwei Flügel aus Pfauenfedern rahmen. Wer sich in dieses Zentrum stellt, kann sich mit den prächtigen Federn schmücken. Die Idee zu den Motiven haben die Jugendlichen im Rahmen des fünftägigen Ferienprojekts selbst entwickelt und mit Hilfe von Nathan Grant und Jules Lemoine, ebenfalls Künstler, zu einem Gesamtkunstwerk zusammengefügt. „Es ist toll, wenn junge Leute Feuer fangen“, freut sich Grant, der für kreative Jugendprojekte immer wieder gerne nach Calw kommt. Ins Leben gerufen wurde das Streetart-Projekt von der vhs Calw und dem Stadtjugendreferat Calw in Kooperation mit der Erna Brehm Schule. „Die Zusammenarbeit war eine absolute „Win-Win-Situation“, so Marieke Henriques, Fachbereichsleiterin der jungen vhs. „Viele Jugendlichen haben im Rahmen der Jugendbeteiligung der Stadt den Wusch nach einem Graffiti-Workshop geäußert. Durch die Kooperation der drei Projektpartner konnte dieser Wusch unmittelbar umgesetzt werden.“ Über die Infopost der Schule und die Social Media Kanäle des Stadtjugendreferats seien die Teilnehmer für das Projekt gewonnen worden. Mit Yasin Akyüz und Markus Nack hat das Jugendhaus ein engagiertes Betreuer-Team gestellt, das mit der Organisation, mit Material und täglich frisch gekochtem Mittagessen den perfekten Rahmen für die kreative Arbeit schuf. Die vhs Calw hat über das Förderprogramm „talentCAMPus“ des Deutschen Volkshochschulverbands (DVV) die finanziellen Mittel für das Gesamtprojekt – vom Material über das Künstlerhonorar bis hin zur Verpflegung  – beschafft, so dass der Kreativworkshop kostenfrei angeboten werden konnte und zugleich ein Herzensprojekt in Erfüllung ging: Nicht nur die Unterführung wurde künstlerisch gestaltet, sondern auch der neue Bus für die mobile Jugendarbeit ist im Rahmen des Projekts von den Jugendlichen neu gestaltet worden. „Und nicht zuletzt hat uns die Stadt Calw mit der Bereitstellung der Fläche und ihrer Offenheit für Kunst und die Bedürfnisse der Jugendlichen unterstützt“, betont André Weiß, Leiter der Jugendhauses Calw. Und die Jugendlichen selbst? „Absoluter Wiederholungsbedarf“, so ihr Fazit nach fünf intensiven Tagen. „Kein Problem“, meinen André Weiß und Marieke Henriques mit einem Grinsen. Schließlich gebe es noch jede Menge Unterführungen in der Stadt.